
Anfang des Jahres 2018 fanden sich mehrere Generationen der Schulgemeinschaft des Corvey-Gymnasiums, Hamburg, zu einem außergewöhnlichen Theater-Projekt zusammen (siehe „Projekte“, „Hexenjagd (2018)“).
Das Kostümkonzept zur Einfühlung in die historischen Gegebenheiten der puritanischen Salemer Enklave von 1692 orientierten wir an dem hochästhetisch inszenierten Film „Hexenjagd“ von 1996 (Regie: Nicholas Hytner), zu dem Arthur Miller selbst das Drehbuch schrieb.










Alle Teilnehmenden wählten vor Beginn der ersten Projektsitzung eine generelle Rollen-Position, von der aus sich die Figur – zunächst ohne sich dem Original anzudienen – entwickelte und die Schnitt und Farbwahl der historisch angeglichenen „zweiten Haut“ bestimmte:
Frauen
1. fremd, anders sozialisiert als die Gemeinde, abhängig
2. zugehörig, jedoch gesellschaftliche Randexistenz, auffällige Eigenheit
3. aktives Gemeindemitglied, mit existentiellen Schicksalsschlägen befasst
4. kritisches aktives Gemeindemitglied, erfahren/weise, unerschrocken
5. zugehörig, prinzipientreu, reflektiert, introvertiert
6. zugehörig, lebt individuelle Abweichungen, reflektiert?, extrovertiert
7. Weiteres, nämlich: …
Männer
1. Pastor Parris –
leitet als Pfarrer das Gemeindeleben, repräsentiert jedoch nicht alle deren Inhalte, eigene Interessen, seine Autorität und sein Stand sind in Frage gestellt, fühlt sich bedroht, setzt sein Amt ein, um seine Position zu festigen.
2. Pastor Hale –
Hexenspezialist, festigt das eingeleitete Verfahren, deckt durch begründete Zweifel die prinzipienwidrigen Motive des Prozesses auf, hat damit keinen entscheidenden Einfluss (was die Position des Richters konsolidiert).
3. Richter Danforth –
festigt autoritär seine Machtstellung durch gnadenlose, verschärfte Hinrichtungsdurchführung.
3. John Proctor –
zusammen mit Abigail Träger des Eskalations-Motivs.
4. Typ Giles Corey –
Gemeindemitglied, deckt Motive für Denunziationen auf, ohne Chance
5. Gemeindemitglied,
nutzt in Gang gesetztes System zu seinem eigenen (materiellen) Vorteil
6. Opfer, denunziert, hingerichtet.
Als Grundfarben wählten wir
gedecktes Lila
gedecktes Rot
gedecktes Hellgrün
gedecktes Grün
helles gedecktes Braun
gedecktes Blau-Grau
gedecktes Gelb
ungebleichter Nesselstoff als Naturton
Schwarz und Weiß (für die Würdenträger)

Als Stoff-Material wählten wir ungebleichten Nesselstoff, den wir mit Textilfarben in der Waschmaschine färbten. Um gedeckte Töne zu erzielen, verwendeten wir Mischungen, zwei Farb-Komponenten, die den gewählten Grundton abmilderten.


Photographie (der Generalprobe): Peter Bruns (www.peterbrunsfoto.de)
Kostümerstellung, Atelier-Photos: Christine Steinberg