Zwischen Baum und Borke (2016)

Tanztheater-Projekt mit 28 Zwölfjährigen

Ein Baumtagebuch sollte es werden, was die Biologie-Kollegin auf dem Elternabend als Langzeit-Beobachtungsauftrag zum neuen Thema in ihrem Fach vorstellte: Wie verändert sich der speziell ausgewählte Baum über zwölf Monate? Eine ausführlich angelegte Dokumentation stand in Aussicht.

„Nun bewegt sich so ein Baum ja nicht so übermäßig spannend … Aus welcher Perspektive soll das Tagebuch denn verfasst sein“, fragte da eine Mutter, „aus der Distanz oder in Einfühlung: ‚Ich, der Baum, Piet‘?“

In dem Moment kam mir die Anlage zur neuen Projektidee dieser Theaterklasse in den Sinn: keine literarischen oder überhaupt menschlichen Figurenvorstellungen sollten die Ensemblearbeit begründen, sondern personifizierte Bäume – und deren spezielle Eigenheiten im lebendigen Jahreswechsel sollten die Motive einer zu erfindenden Handlung  bilden!

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Auch die Sprache sollte sich wirkungsvoll von der bisher von den Kindern kennengelernten Theaterpraxis unterscheiden. So bauten wir alle szenischen Gestaltungsversuche ausschließlich auf Elementen des Tanz- und Bewegungstheaters auf und ließen die anregenden Klänge des Komponisten Réné Aubry sowie des Orchestra di Piazza Vittorio stimmungsreich und vieldeutig sprechen.

Erstere erzeugten die passende Atmosphäre zur Gestaltung der Jahreszeitenwechsel und ihrer bühnenwirksamen „Dramen“. Ihre spezifischen Stationen erfolgten durch Schattentheater-Szenen in der Projektion durch das Ensemble farbig-bemalter Folien und sie bildeten die Rahmenhandlung, deren Gesetzmäßigkeiten alle Charaktere immer wieder vereinigte. Die eigentliche dramatische Geschichte entwickelte sich als Kernstück unserer Handlung darüber hinaus durch Assoziationen und Bilder, die in den Kindern beim aufmerksamen Hören der sehr ungewöhnlichen Bearbeitung der „Zauberflöte“ ins Bewusstsein stiegen:

„Il flauto magico segundo“ des Künstlerkollektivs Orchestra di Piazza Vittorio interpretiert die weltberühmten Arien Mozarts auf ethnisch-musikalisch kunterbunte Weise neu und setzt Vertrautes und Fremdes in eine spannungsreiche Wechselwirkung, die hochproduktiv anregend für die Entstehung unserer Tanz-Theaterhandlung war.

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„Zwischen Baum und Borke“ erzählt die spannend bewegende Geschichte einer individuellen Baum-Ansammlung, die in den Gesetzmäßigkeiten ihrer Bestimmung große Themen wie die mutige Überwindungen existentieller Nöte, Feuer- und Wasserproben auf Leben und Tod und die Achterbahnfahrten großer Emotionen in Beziehungsbegegnungen durchleben.

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Projektleitung und Kostümerstellung: Christine Steinberg

Zu den Kostümen finden Sie Informationen unter „Atelier“, „Kostüme – Zwischen Baum und Borke (2016)“

Photographie: Peter Bruns (www.peterbrunsfoto.de)