Tanztheater-Projekt mit 28 Zwölfjährigen

Ein Baumtagebuch sollte es werden, was die Biologie-Kollegin auf dem Elternabend als Langzeit-Beobachtungsauftrag zum neuen Thema in ihrem Fach vorstellte: Wie verändert sich der speziell ausgewählte Baum über zwölf Monate? Eine ausführlich angelegte Dokumentation stand in Aussicht.

„Nun bewegt sich so ein Baum ja nicht so übermäßig spannend … Aus welcher Perspektive soll das Tagebuch denn verfasst sein“, fragte da eine Mutter, „aus der Distanz oder in Einfühlung: ‚Ich, der Baum, Piet‘?“

In dem Moment kam mir die Anlage zur neuen Projektidee dieser Theaterklasse in den Sinn: keine literarischen oder überhaupt menschlichen Figurenvorstellungen sollten die Ensemblearbeit begründen, sondern personifizierte Bäume – und deren spezielle Eigenheiten im lebendigen Jahreswechsel sollten die Motive einer zu erfindenden Handlung  bilden!

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Auch die Sprache sollte sich wirkungsvoll von der bisher von den Kindern kennengelernten Theaterpraxis unterscheiden. So bauten wir alle szenischen Gestaltungsversuche ausschließlich auf Elementen des Tanz- und Bewegungstheaters auf und ließen die anregenden Klänge des Komponisten Réné Aubry sowie des Orchestra di Piazza Vittorio stimmungsreich und vieldeutig sprechen.

Erstere erzeugten die passende Atmosphäre zur Gestaltung der Jahreszeitenwechsel und ihrer bühnenwirksamen „Dramen“. Ihre spezifischen Stationen erfolgten durch Schattentheater-Szenen in der Projektion durch das Ensemble farbig-bemalter Folien und sie bildeten die Rahmenhandlung, deren Gesetzmäßigkeiten alle Charaktere immer wieder vereinigte. Die eigentliche dramatische Geschichte entwickelte sich als Kernstück unserer Handlung darüber hinaus durch Assoziationen und Bilder, die in den Kindern beim aufmerksamen Hören der sehr ungewöhnlichen Bearbeitung der „Zauberflöte“ ins Bewusstsein stiegen:

„Il flauto magico segundo“ des Künstlerkollektivs Orchestra di Piazza Vittorio interpretiert die weltberühmten Arien Mozarts auf ethnisch-musikalisch kunterbunte Weise neu und setzt Vertrautes und Fremdes in eine spannungsreiche Wechselwirkung, die hochproduktiv anregend für die Entstehung unserer Tanz-Theaterhandlung war.

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„Zwischen Baum und Borke“ erzählt die spannend bewegende Geschichte einer individuellen Baum-Ansammlung, die in den Gesetzmäßigkeiten ihrer Bestimmung große Themen wie die mutige Überwindungen existentieller Nöte, Feuer- und Wasserproben auf Leben und Tod und die Achterbahnfahrten großer Emotionen in Beziehungsbegegnungen durchleben.

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Projektleitung und Kostümerstellung: Christine Steinberg

Zu den Kostümen finden Sie Informationen unter „Atelier“, „Kostüme – Zwischen Baum und Borke (2016)“

Photographie: Peter Bruns (www.peterbrunsfoto.de)

Für die Projektzeit vom 28.9.22 bis zur Aufführung am 29.1.23 formierte sich wieder ein spielfreudiges Laien-Ensemble in neuer Konstellation zur Entwicklung von EMMAS SCHWESTERN,


einem Generationen verbindendem Projekt mit Elementen des Tanz- und Bewegungstheaters in alternativer Auseinandersetzung mit dem Schicksal der „Madame Bovary“ (dem Roman von Gustave Flaubert).

1848 setzte die 26jährige Delphine Delamare, Gattin des Landarztes, im normannischen Örtchen Ry mit Rattengift ihrem Leben ein Ende. In der Lokalzeitung erschien eine Notiz, die allerdings den Selbstmord bewusst vertuschte: Tragischerweise habe sie bei der Zubereitung einer Vanille-Creme Zucker mit dem tödlichen Arsenik verwechselt …

Gustav Flaubert griff die Nachricht auf und formte sie – skandalumwittert und von der Justiz verfolgt – zu seinem weltberühmten Roman „Madame Bovary“, der in ganz Europa Vorbild für literarische Schilderungen der gesellschaftlichen Situation der Frau im 19. Jahrhundert wurde.

Sehen Sie hier eine eigene (vierminütige) Einführung in die Thematik der originalen Emma-Figur und den Handlungsort des Romans:


In unserem Projekt gaben wir den Sehnsüchten und Wünschen der Emma Bovary Stimme und Ausdruck – dabei suchten und fanden wir Alternativen zu ihrer Sichtweise und den Umständen ihres Schicksals. Alle sechs Teilnehmerinnen schlüpften in die Figur der Madame Bovary und trugen durch viele Altersstufen zur Gestaltung ihres facettenreich werdenden Charakters bei. Die drei männlichen Projektteilnehmer repräsentierten Rollenpositionen aus Emmas Umfeld.

Charles Bovary
Daniel Homais
Rodolphe Boulanger de la Huchette
Emma A
Emma B
Emma M
Emma G
Emma N
Emma J

Unsere Inszenierung kombinierte Sprechszenen und erzählende Passagen mit Elementen hoher Bildwirkung sowie im Kurs entwickelten Choreographien.

Und
wir setzten mit unserer Ausstattung einen auch historischen Akzent. Die Kostüme entstanden maßgeschneidert in meinem Atelier:

erhalten Sie hier weitere Einblicke zur Kostümgestaltung über die eigene Atelier-Seite zu EMMAS SCHWESTERN.

Es spielten

Charles Bovary  Florian Faust

Daniel Homais  Lars Traben

Rodolphe Boulanger  Dimitri Korowin
de la Huchette                       

Emma A  Anja Faust

Emma B Bettina Stolzenburg

Emma G  Gabi Schneider

Emma J  Johanna Luck

Emma M  Melanie Brockmeyer

Emma N  Natalija Mihailovic

Projektleitung, Kostüme und Skript: Christine Steinberg

Proben-Photos: Eva Maria Steinberg

Der Streit, den Prospera und ihre Schwester Antonia austragen, führt zu einem unaufhaltsamen tiefen Riss in ihrer Lebensführung: Zuneigung schlägt in Hass um, Nähe in alles verfremdende Distanz.

Prospera gerät in eine magische Welt, deren Gesetze und Geister sie für sich zu nutzen versteht – 
gelangt die erneute Konfrontation mit Antonia dadurch in eine neue Spur?

Vier Studentinnen unterschiedlicher Sparten entwickelten frei nach Shakespeare in einer märchenhaft angelegten Inszenierung das Ringen um Selbstbehauptung, Liebe und Macht.
Ein bemerkenswerter Stoff: Nicht Hass und Rachedurst bestimmen am Ende Prosperas Entwicklungslinie zur umfassenden Beherrschung aller Kräfte, sondern Empathie und Vergebungsbereitschaft. Diesen Weg in gestalterischer Weise nachzuzeichnen, war wesentliches Anliegen der Projektteilnehmerinnen.

Sehen Sie hier den Trailer zu unserer Aufführung STURM:

Auch die Entwicklung des Licht- und Kostümkonzepts war diesmal ein zentraler Bestandteil des Projektverfahrens, beide Elemente heben das Märchenhafte des Geschehens hervor:

In den unterschiedlichen Lichtstimmungen von warmweißer dämmriger Höhlenatmosphäre über das magische Spiel wechselnd bunter Erscheinungen zu schockierendem harten Stroboskop-Einsatz erstand die Zauberinsel – und diese entpuppt sich in unserem Geschehen als Innenwelt der beiden Schwestern, deren Emotionen durch die Geister Aria und Caliba verkörpert und gespiegelt werden.

Das Kostümkonzept nahm für die Ausstattung der königlichen Schwestern das grimmsche Märchenmotiv von „Schneeweißchen und Rosenrot“ auf, was sich in der Wahl der Gewandfarben Rot und Weiß sowie Gold für die hochgestellte Herkunft zeigt.

Die Geister der Insel wiederholen als emotionale Verkörperungen der Schwestern anteilig deren Farben, dabei ordnet sich Aria durch die Betonung von Rot und Gold insbesondere der Figur Prosperas zu, während Calibas widersprüchlicher Charakter und innerer Kampf durch das Zusammenspiel von Blau und Grün unterstrichen wird. Damit finden neben dem Rot für lodernde Leidenschaft auch die Elemente Luft, Wasser und Erde (Fruchtbarkeit) eine besondere Entsprechung.

Alle Schnitt-Entwürfe folgten einem Einfall für die Darstellung der zeitlosen Phantasiewelt, die gewählten Stoffe unterstreichen im attraktiven Funkeln die verlockende Verzauberung der Insel und deren magischen Gesetzen – auch deren Täuschungen: je nach Lichtstimmungswechsel strahlen die Kostüme eine neue Bildwirkung aus.

Es spielten:
Prospera – Jasmin Zehra Özbek
Antonia – Natalija Mihailovic
Caliba – Katharina Keite
Aria – Clara Kirchner (neu besetzt)

Kostümentwürfe: Katharina Keite (Geister), Christine Steinberg (Schwestern)

Finden Sie weitere Kostümbilder zu Projekten unter Atelier.

Projektleitung: Christine Steinberg

Photos der Generalprobe: Eva Maria Steinberg

Sehen Sie hier den Einladungstrailer zum Projekt STURM:

„Geben Sie dem Leben seine Chance!“

Verlusterfahrungen ohne Perspektive auf ausgleichenden Zugewinn, ruinöse Krisensituationen in überfordernder Serie, tiefgreifende Enttäuschungen und Veränderungen im zwischenmenschlichen Bereich sowie in langjährigen Beziehungen – die Generation 50+ ist mit einem weiten Spektrum an intensiven Lebensäußerungen konfrontiert …

Das in „Uwes Welt“ behandelte Motiv von „Verlust und Wandlung“ führte zu der Erkenntnis, dass das Leben selbst dem ablehnendsten Menschen immer wieder seine zugewandte Hand reicht – und unabhängig von negativen Einflüssen sein bejahendes Angebot aufrecht hält.
Nun interessierte uns die Frage:
Was, wenn sich das Leben zu einer schmeichelnden Seite verlocken ließe?
Ändert sich etwas durch einen neuen Blick auf die eigene Welt?
Lässt sich zu eigenen Gunsten mit dem Leben „flirten“?

Zwölf Menschen wagten die Probe auf’s Exemple und entwickelten im Herbst 2021 über theatrale Improvisationstechniken eigene differenzierte Charaktere, loteten deren Potential in vielfältigen spielpraktischen Begegnungen aus und gaben ihnen im dramaturgisch verdichteten Zusammenbau ausgewählter Szenen den finalen Schliff durch eine lebendige realistische Verkörperung.

„Flirtkurs 50+“
Diesen bietet in unserer entstandenen Geschichte Nico an, ein verkrachter BWL-Student, der zur Aufbesserung seines Lebenslaufs ein Startup-Unternehmen in Sachen Lebenshilfe gegründet hat. Mit seiner Klientel, der Generation 50+, hat er dank seiner smarten Art leichtes Spiel – denkt er – und seine beiden engagierten WG-Mitbewohnerinnen brennen sowieso für ihn … oder jedenfalls für ihren Job als von ihm engagierte Flirt-Coaches.
Neun Menschen jenseits der Fünfzig entschließen sich zur Teilnahme in der Hoffnung, ihrem Leben eine neue Richtung geben zu können.

Lässt sich den Tücken des Lebens so einfach begegnen? –
Was braucht man dafür?

Gewiss nicht Nicos Flirtkurs! Aber die Begegnung setzt ungeahnte Kräfte in Gang …

„Flirtkurs 50+“ ist die erste Live-Aufführung eines Projektstücks seit drei Jahren. Pandemie-Entwicklung und Weltgeschehen ließen den Projekt-Prozess zu einem alle Kräfte fordernden, ganz realen „Flirt mit dem Leben“ werden. Nicht erzwingen zu wollen, sondern präsent und geschmeidig mit den Umständen umzugehen wurde zur zentralen Aufgabe.
Unverbrüchliche Fokussierung auf das Wesentliche, Pflege der eigenen Spiellust innerhalb massiv-widriger Umstände in Wahrnehmung des gegenwärtig Vorhandenen, eine stets positive und optimistische Bewertung der eigenen Zielrichtung – intensiver hätte ein Flirtkurs-Training nicht wirken können.


Und das Leben zeigte sich uns – rückwirkend betrachtet – über alle Maßen gewogen:
alle Spielenden gerieten gesund in die Endproben,
das Theaterhaus durfte öffnen,
alle angelegten Handlungsstränge gelangten auch jetzt zu einem runden Ganzen.

Die Rollen und ihre Spieler/innen:
Nico Seidel, ehemaliger BWL-Student – Felix Weidmann
Julia Lieblich, Literatur-Studentin – Natalija Mihailovic
Eva Bunt, Studentin der Kunsttherapie – Katharina Keite
Elenora von Wertheim, Besitzerin eines Immobilien-Imperiums – Tanja Landschoof
Charlotte Diekhoff, Museumspädagogin – Anja Faust
Kathrin Radke, Sozialpädagogin, Leiterin eines Altenheims – Barbara Ehlers
Klaus Dembinski, Versicherungs-Bürokaufmann – Lars Traben
Mieke Meyer, Requisiteurin im Fernsehstudio – Doris Mehnert
Laetitia von Bülow, selbständige Reiseleiterin – Bettina Stolzenburg
Jörg Kutzke, Lastwagenfahrer – Dimitri Korowin
Valerie Sommer, Industrial-Design/Firmenteilhaberin – Gabi Schneider
Rolf Hinteregger, Finanzbeamter (gehobener Dienst) – Florian Faust

Photos der Generalprobe: Eva Maria Steinberg

Projektleitung, Dramaturgie: Christine Steinberg


Im Frühsommer 2021 fand ein erster Online-Kurs im Projekttheater statt.
Sehen Sie hier die digital verfasste Einladung zum darauf folgenden Projekt, dem „Flirtkurs 50+“.

„Uwes Welt“ – Ein literarisches Motiv erwacht zum Bühnenstück

Neun Erwachsene zwischen 40 und 55 Jahren, zwei junge Frauen und sechs Teenager erarbeiteten sich in diesem Projekt über vielfältige spielpraktische Zugänge eigene Rollenfiguren und erfanden Szenen, die – dramaturgisch verdichtet – im April 2020 als Projektergebnis zur Aufführung gelangen sollten. Diese wurde in der Covid19-Pandemie jedoch ausgesetzt.

Dafür entstand im Frühjahr 2021 eine Hörspiel-Version unseres Werks im EINZEL-Zusammenschnitt der Ensemble-Rollen.
Erfahren Sie dazu mehr in unserem 15minütigen Trailer.

Zum fertigen Hörspiel geht’s hier entlang: https://youtu.be/eJUW_63ESgs

Und darum geht’s:

Uwe fühlt sich immer wieder „umgeben von Idioten“, er weiß alles besser und er hat sich bislang den täglichen Zumutungen des Lebens redlich gestellt. Nun aber ist ihm die Welt in ihrem schwindelerregenden Fortschritt so unerträglich geworden, dass er auf dem Tiefpunkt seines Lebens als finalen Kampf-Triumph seiner Existenz ein Ende setzen will! Damit aber geraten er und seine Umgebung in eine beziehungsreiche vitale Entwicklung, die jegliche Schwarz-Weiß-Malerei einer unerbittlichen Weltsicht aus den Angeln hebt …

„Uwes Welt“ erzählt die berührende Geschichte einer tiefgreifenden Trauer sowie ihrer lebendigen Fortentwicklung – und lässt erleben, wie nah Tragik und Komik im Leben als „zwei Seiten einer Medaille“ beieinander liegen.


Photos aus den Entwicklungsstunden:

KOSTPROBEN
der Einzel-Aufnahmen zur Hör-Inszenierung von „Uwes Welt“

Rolle: Rudi Winkelmann

Kostprobe: Rolle Rudi Winkelmann

Rolle: Marlies Burlach-Winkelmann

Kostprobe: Rolle Marlies Burlach-Winkelmann

Rolle: Uwe Janson

Kostprobe: Rolle Uwe Janson

Rolle: Hilde Janson

Kostprobe: Rolle Hilde Janson

Rolle: Pia Liebig

Kostprobe: Rolle Pia Liebig

Rolle: Sascha Sokolov

Kostprobe: Rolle Sascha Sokolov

Rolle: Olga Dolatov

Kostprobe: Rolle Olga Dolatov

Rolle: Anna Schmidt

Kostprobe: Rolle Anna Schmidt

Rolle: Elske B. von Treffenfeld

Kostprobe: Rolle Elske B. von Treffenfeld

Rolle: Bob Meier

Kostprobe: Rolle Bob Meier

Rolle: Anastasia Meier

Kostprobe: Rolle Anastasia Meier

Die Jugendrollen

Kostprobe: JUGENDROLLEN

Die Rollen und ihre Spieler/innen im kurseigenen Stück

Uwe Janson (Jens Harms)
Hilde Janson (Bettina Stolzenburg)
Rudi Winkelmann (Frank Tiedemann)
Marlies Burlach-Winkelmann (Barbara Ehlers)
Tim Winkelmann (Max Groß)
Diego Winkelmann (Mateo Cabezas)
Bob Meier (Lars Traben)
Anastasia Meier (Katharina Keite)
Lotta Meier (Mina Simon)
Ben Meier (Lukas Paul)
Pia Liebig (Gabriele Schneider)
Maria-Yasmin Liebig
(Mahoor Mesgali)
Anna Schmidt (Susanne Harms)
Elske B. von Treffenfeld (Doris Mehnert)
Sascha Sokolov (Dimitri Korowin)
Olga Dolatov (Natalija Mihailovic)
Laura (Johanna Luck)


Unter „Aktuelles“ erfahren Sie alles über die Fortentwicklung des Projekttheaters unter den geltenden Corona-Schutzmaßnahmen.

Für alle weiteren Informationen kontaktieren Sie mich gerne unter c.steinberg@projekttheater-steinberg.com

Herzlich Willkommen!

Spielleitung: Christine Steinberg

… ist die Geschichte einer tiefgreifenden Krise auf der ersten großen Schwelle zum Erwachsen-Werden:
Die gewohnten Routinen der Kinder- und Jugendzeit haben sich überlebt und lösen sich nun unwiederbringlich auf. Die Zeit ist gekommen, in ein eigenständiges Leben aufzubrechen, in dem verlockende Freiheiten winken, in dem aber auch ungewohnt neu Verantwortung übernommen werden muss.

Wie wird dies gelingen?

Wird man den eigenen Ansprüchen gerecht werden können?

Was trägt in dieser Welt?

Benny fasst seine Befindlichkeit in einem Moment grundehrlicher Selbsterkenntnis so zusammen:
„Ich habe keine Angst vor der Zukunft. Ich habe nur ein wenig Angst vor der Gegenwart!“

Mit Recht. Zunächst von ihm unbemerkt, verstrickt er sich zusehends in seine Phantasie-Welten, die ihn einerseits von den Schrecken der Wirklichkeit ablenken, ihn damit aber tückischer Weise immer mehr von seinen konstruktiven Lebenskräften abhalten. Benny wird Opfer seiner Angst vor dem selbsttätigen Schritt in die vitale Dynamik des fortwährenden Lebensstroms. Er flüchtet sich in den vermeintlichen Schutz von Stagnation und Lebensabkehr – wird jedoch in die unaufhaltsame Kraft seiner psychischen Entwicklung gerissen und erfährt auf seiner inneren „Heldenreise“ alle dramatischen Stationen eines umfassenden Reifungsprozesses, aus dem er gestärkt hervorgehen kann.

Die sieben jungen Erwachsenen haben zur Darstellung dieser Projektidee mit humorvoller Selbstironie kraftvolle Bilder gefunden und diese über vielfältige theatrale Gestaltungswege in zehn Wochen zu ihrer ganz eigenen Inszenierung geformt.
„Wahnsinnsdurst“ ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit virulenten Fragen in sehr persönlich geprägtem Stil – ein typisches Stück Projekttheater in lebensbejahender und ermutigender Grundstimmung.

Es spielten:
Natalija Mihailovic, Katharina Keite, Kay Rummenie, Alexandra Utko, Assia Van Begin, Alexander Cermann, Felix Weidmann

Projektleitung,
Dramaturgie, Photos:
Christine Steinberg

Sprechtexte:
Katharina Keite sowie Natalija Mihailovic, Assia Van Begin, Alexandra Utko

Durchführung der Licht- und Tontechnik:
Leander Lutter, Luca Joswig

Der Abiturjahrgang des Profil-Theaterkurses „Kunst und Kultur“ des Corvey-Gymnasiums präsentierte seine dritte Semesterproduktion mit einem weiteren ästhetischen Schwerpunkt in seinem Reigen durch verschiedene Inszenierungsstile und Themengebiete.

Eng angelehnt an das Semesterthema des profilgebenden Fachs Geschichte und inspiriert durch die Traditionen der Commedia dell’arte entwickelte der Kurs völlig frei – ohne weitere Vorlage – durch Improvisationen im Spiel mit typischen Komödienelementen ein Commedia-Szenario zu den Themen

  • Korruption
  • Alle leben gleich? Nein!
  • Wofür gibt der Staat Geld aus, wofür nicht?

So entstand im Spiel mit den eigens hergestellten commedia-typischen Halbmasken ein geistreiches Drama um gebeutelte Diener und ihre geldgierigen Herren. Diese missachten alle moralisch-soziale Verpflichtungen zur Vermehrung ihres materiellen Schatzes, von dem sie alles für sie Lebensnotwendige abzuleiten können meinen.

Die Masken entstanden in einem vielschichtigen Prozess:
Zunächst wird ein Gips-Abdruck des Gesichts abgenommen (es entsteht eine Negativ-Form), dieser wird mit Gips ausgegossen (es entsteht die Positiv-Form). Auf dieser wird mit Ton die Masken-Vorstellung modelliert, mit Klarsichtfolie luftdicht abgedeckt und sodann mit drei Lagen Papp-Maschee kaschiert. Die Rohform wird versiegelt und sodann plastisch bemalt.
Unsere Rollengruppen wiesen verschiedene Grundfarben auf: Die Herrschaft erscheint in Blau-Grau, die Dienerschaft in Braun.


Photographie: Rainer Schneehorst

Projektleitung und Anleitung zum Maskenbau: Christine Steinberg

Ans „Eingemachte“ sollte es gehen – aber innerhalb der schützenden Distanz einer konkreten literarischen Vorlage; ein packendes Jugendthema sollte es werden – aber „nichts Herkömmliches wie Bandenkrieg oder Drogendealer im Milieu“; und in jedem Fall „ein richtiges Stück“ – mit einer dramatischen, aufwühlenden Handlung. Und so kamen gleich zwei Gruppen, sowohl im 10. wie im 11. Jahrgang des Wahlpflicht-Theaterkurses des Corvey-Gymnasiums, auf ihr Thema:

Wer bin ich?

Nicht nur Jugendlichen fällt die Auseinandersetzung mit den häufig irritierenden bis hin zu existentiell krisenhaften Zuständen der lebendigen Persönlichkeitsentwicklung nicht leicht. – Wir suchten und fanden weiterführende Impulse in zwei düsteren Geschichten grenzüberschreitender Verzweiflung:
„William Wilson“ von Edgar Allan Poe und „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert L. Stevenson.

Und so entwickelten beide Kurse zum selben Thema des Identitätsverlustes, seiner beginnenden Suche und weiterhin irritierenden „Findung“ im Einsatz sich voneinander unterscheidender Spielformen zwei sehr intensive Stücke.

William Wilson

Im Internat lernt William seinen Doppelgänger kennen: alles an ihm ist gleich – bis auf die Stimme, die einen merkwürdig heiseren Klang hat. Ehrgeizig lässt William sich auf einen Konkurrenz-Kampf ein und muss zunehmend erkennen, dass dieser wesentlich mehr als ein Rivale ist: Wen er im zerstörerischen Finale als Widersacher im Spiegel erkennt … ist er selbst!

aus der Schluss-Sequenz „William Wilson“ (10. Jahrgang)


Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Wer kennt sie nicht, die Filme, die sich dieses Motivs angenommen haben: Ein Mensch verändert durch ein Präparat im Eigenversuch seine Persönlichkeit drastisch und ist verdammt, in zwei wechselnden Gestalten – aufgespalten in eine gute und eine böse – sein Leben zu verbringen?

Umso mehr wurde die Lektüre des Originals von Robert L. Stevenson zu einer vollkommenen Überraschung! Die Erzählung ist multiperspektivisch aufgebaut und man erfährt den linearen Hergang erst allmählich, als sich entfaltendes „Puzzle-Spiel“ : Freunde unterhalten und informieren sich über unglaubliche Vorfälle in den von ihnen frequentierten Gesellschaftskreisen, werden mit merkwürdigen Erlebnissen konfrontiert, wir erfahren als polizeilich aufgenommenen Augenzeugen-Bericht die nächtlichen Beobachtungen eines schokierten Zimmermädchens, finden unerklärliche Briefe vor, die zusammen mit den posthum an die Öffentlichkeit gelangten Tagebuch-Eintragungen der eigentlichen Hauptfigur Dr. Jekyll rückwirkend die ganze Tragödie offenbaren.
Angst und Lust zugleich waren im Spiel, als es ihm gelang, sich dank erzeugter Drogen in ein völlig moralbefreites rohes Wesen verwandeln zu können. Rauschhaft beglückt nutzt er diese „Freiheit“ zur Stillung seiner entfesselten dunklen Begierden bis über alle Schmerzgrenzen hinaus – bis der Sog seiner Sucht sich nicht mehr kontrollieren lässt …

Unsere Inszenierung legten wir nach genau diesem Prinzip an: Die Wahrheit über das Schicksal Dr. Jekylls enthüllt sich erst zum Schluss, bis dahin tragen alle Figuren über ihr Erleben die Facetten dieser Erkenntnis zusammen.
Dabei spalteten wir bereits die Jekyll- sowie die Hyde-Figur aussagekräftig in mehrere Darstellende auf (identifizierbar am identischen Kostüm-Accessoire) –
und erreichten einen hohen atmosphärischen Effekt durch die Kombination unseres aufgesplitteten Spiels mit Schwarzlicht-Szenerien, weshalb die Kostüme und alle Ausstattungsgegenstände in Schwarz und reflektierendem Weiß gewählt und hergestellt wurden.

Projektleitung, Ausstattung und Filmaufnahmen: Christine Steinberg

Bäuerlich-deftig, kunterbunt und handlungsreich geriet 2015 das Projektstück des 11. Jahrgangs im Profil „Kunst und Kultur“ des Corvey-Gymnasiums Hamburg. Das Oberstufenangebot verbindet die Fächer Geschichte, Kunst und Theater zu einer kreativen und inhaltsstarken Allianz, die mit „Bauern im Brennpunkt“ als kurseigenes Bühnenstück eine hochatmosphärisch wirksame Gestalt annahm:

Gemälde Pieter Bruegels (etwa 1525-69) standen Pate für Kostümentwürfe, Rollenideen und Szenengestaltungen des Kursensembles (siehe auch „Atelier“, „Bauern im Brennpunkt (2015)“), das seine Untersuchung der historischen „Neuzeit“ im Übergang des Mittelalters zur Renaissance ansiedelte.

Pieter Brueghel: Hochzeitstanz im Freien (Quelle: s.u.)
Das Ensemble im Heimatmuseum am Kiekeberg / Hamburg Harburg

Die Handlungidee unseres kurseigenen Bühnenstücks entlehnten wir in freier Bearbeitung der Novelle „Die schwarze Spinne“ von Jeremias Gotthelf. So fröhlich die bunten Kostüm-Farben das Spiel des Ensembles als „Tableaux vivants“ unterstützten, so düster und überaus atmosphärisch geriet das Theater selbst: Sie alle begegnen dem leibhaftigen Teufel, der ohne Umschweife die tiefen Nöte des Frondienstes ausnutzt und seinen schaurigen Pakt mit dem Bauernvolk schließt. Trotz magisch-mystischer Orakeltänze als versuchten Gegen-Zauber hat dieses fortan mit den schwerwiegenden Folgen seiner nur allzu menschlichen Verstrickungen zu kämpfen …

Projektleitung, Kostüme, Film- und Photoaufnahmen: Christine Steinberg

Quelle der Bruegel-Abbildung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Pieter_Bruegel_the_Elder_-_Wedding_Dance_in_the_Open_Air_-_WGA03505.jpg

„Der Bruch mit Traditionen“ hieß 2016 das Oberthema des kombinierten Profil- und Wahlpflichtkurses im 12. Jahrgang des Corvey-Gymnasiums Hamburg. Wir erfüllten den Auftrag mit einer äußerst verrückten und dabei gemäß unseres Projektanspruchs sehr frei gestalteten Adaption des Antistücks „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco (1959) und erlaubten uns frei von jeglichem politischem Anspruch das Spielen und Experimentieren mit den Elementen des avantgardistischen „Absurden Theaters“.

Wir entdeckten dabei eine völlig neue Sicht auf das Spiel mit Farben und Formen sowie Bewegung durch das Agieren im Tanz-Sack:

So verwandelte sich unser Doppel-Ensemble in einem wie schon im Original unerklärlichen Transformationsprozess nicht in Nashörner, sondern in grüne Säcke:
„Mensch und Sack müssen eine evolutionäre Verbindung eingehen, wollen sie überleben!“ lautete schließlich die Quintessenz unserer theatralen Botschaft – sofern im Absurden Theater von einer solchen überhaupt die Rede sein kann.
Mit der grassierenden Wandlungsepidemie war für uns gleichzeitig die zentrale Kostümfrage gelöst …
Die dafür notwendige Ausstattung entstand in meinem Atelier.

Projektleitung: Christine Steinberg

Photographie und Filmaufnahmen: Christine Steinberg und Ensemble

Zu einem ungewöhnlichen, nämlich erstmalig generationenverbindenden Projekt der Schulgemeinschaft des Corvey-Gymnasiums, Hamburg, fanden sich Anfang des Jahres 2018 Eltern aller Jahrgänge und Schülerinnen der 7. Klassen sowie des 11. Jahrgangs zusammen und erspielten in individuellem Zugang ihre eigene Inszenierung der „Hexenjagd“ nach Arthur Miller. Als Spielform wählten wir dabei die Wirklichkeitsnähe und begaben uns damit auch atmosphärisch in das puritanische Salem/Neuengland von 1692:

Dort ist die Furcht vor dem Einfluss des Teufels ganz real. Als in der Gemeinde Mädchen in abstruse Zustände verfallen, sind die Eltern aufs Äußerste alarmiert: Satan hat seine vernichtende Hand im Spiel! Wer aber öffnete ihm die Pforten? Schnell übernehmen Denunzianten, Nutznießer der Schuldzuweisungen und unerbittlich Richtende die Lenkung des weiteren Fortgangs – mit verheerenden Folgen. Die „Hexenjagd“ beginnt …

Arthur Millers „Hexenjagd“ („The crucible“, 1953 in Reaktion auf die McCarthy-Ära als parabolisch zu lesendes Drama veröffentlicht) erlangte schnell Weltruhm, steht regelmäßig auf den Spielplänen der Stadttheater sowie Amateur-Ensembles und wurde mehrere Male verfilmt. Der Stoff ist darüber hinaus produktive Quelle medialer Weiterentwicklungen.

Wir selbst entschieden uns für eine psychologische Erarbeitung der Bühnenfiguren, deren Originalrepertoire wir um stimmige Erfindungen ergänzten. Die Sprechanteile entstanden durch spielpraktische Improvisationen, nachdem die figurentypischen Eigenschaften in persönlicher Rolleneinnahme angelegt worden waren. Erst in der letzten Projektphase widmeten wir uns dem übersetzten Originaltext, um unsere eigenen Dialoge zu verdichten. Die Ensemble-Figuren brachten wir weitgehend in ein Rollengleichgewicht, d.h. jede Figur trug in vergleichbaren Spielanteilen zum Verlauf der Handlung bei.

Hierbei beschäftigte uns maßgeblich die Frage, welche Mechanismen diese menschliche Tragödie auslösen, deren Eskalationsdynamik unaufhaltsam in die Ausrottung und Auslöschung führen. Wir fanden Antworten in der Auseinandersetzung mit der „dämonisierenden Sicht“ auf erfahrenes Leid, die die Welt und ihre Menschen in ein radikales Gut und Böse aufspaltet, im Gegensatz zur „tragischen Sicht“, die eine ganzheitliche Auffassung voraussetzt, in der Leid integrativer Bestandteil des Lebens ist. In ihrem Buch „Feindbilder. Psychologie der Dämonisierung“ stellen Haim Omer, Nahi Alon und Arist von Schlippe die Konsequenzen vor, die die jeweilige Sicht auf die eigene Lebensführung und das Wahrnehmen menschlichen Miteinanders hat. Es war für uns ein wertvoller Impulsgeber für die intensive Bearbeitung des Dramenstoffs.

Anders als wir hatten die Gemeindemitglieder in der Salemer Enklave von 1692 keine Wahl in ihrer Weltsicht und keine Hilfen im Aufspüren von Entwicklungsmöglichkeiten ihrer Lebensumstände. Das Spiel im historischen Kontext ermöglichte uns eine Radikalisierung unserer Figurenauslegung – und damit eine äußerst differenzierte Projektarbeit in Auseinandersetzung eigener erlebbarer Situationen und aktuell wirksamer Konfrontationen.

Eine Einsicht in die Entstehung unserer Kostüme finden Sie hier.

Es spielten
Jens Harms (Pastor Abraham Parris), Nadja Hilfenhaus (Betty Parris), Luisa Helmer (Abigail Williams), Frank Tiedemann (Pastor Lucas Hale), Gabi Schneider (Marian Hale), Frank Mehnert (John Proctor), Henriette Witt (Mary Warren), Doris Mehnert (Elizabeth Proctor), Igor Baumgarten (Thomas Putnam), Katrin Lange (Rachel Putnam), Anna Kummerfeld (Ruth Putnam), Susanne Harms (Mary Jacobs), Sasha Lobisch (Hanna Jacobs), Tanja Landschoof (Martha Nurse), Antje von Stemm (Sarah Nurse), Bettina Stolzenburg (Rebecca Nurse), Helena Rademacher (Susanna Walcott), Barbara Ehlers (Alice Barrow), Amelie Hinrichsen (Ann Barrow), Sonja Kienzle (Ester Barrow), Franziska Biermann (Ivy Putnam), Dimitri Korowin (Richter Danforth)

Photographie: Peter Bruns (www.peterbrunsfoto.de)

Plakatgestaltung: Franziska Biermann

Projektleitung, Textbearbeitung, Kostümerstellung: Christine Steinberg