Bis dass der Hut uns scheidet (2017)

Mediales Theater in freier Bearbeitung der Komödie „Ein Florentiner Hut“ von Eugène Labiche

Als 1851 Eugène Labiches „Un chapeau de paille d’Italie“ in Paris uraufgeführt wurde, war der Prototyp der rasanten französischen Boulevard-Komödie geboren. Bis in die heutige Zeit begeistert die französische Theaterkultur mit ihren stets nachwachsenden turbulenten Verwechslungskomödien in fulminant professionellen Darbietungen, deren Temperament ihresgleichen sucht.

Das reizte uns, ein mediales Bühnenexperiment zu wagen: Die Umsetzung der Komödie mit Erwachsenen in einer gleichmäßig auf das Ensemble verteilten Rollenkonstellation, in der im personalen Spiel die Handlung auf der Bühne vorangetrieben wird, während Photoaufnahmen von Paris unter Montage von Standbildern der Darstellenden die Kulissen für die Hetzjagd quer durch die „Stadt der Liebe“ stellen. Fünf Filmeinspielungen führten so in witziger Photo-Roman-Manier zu den diversen Schauplätzen der pulsierenden Großstadt Paris.

Die Handlung selbst lebt ausschließlich von den Verwicklungen, die eine ganze Lawine von absurden Missverständnissen und sich beschleunigenden Problemen nach sich ziehen: Auf dem Weg zum Standesamt gerät der Bräutigam aus Versehen in die missliche Situation, einer fremden Dame auf der Stelle Ersatz für ihren zerstörten auffälligen Strohhut zu beschaffen – ihr Lebensglück hängt davon ab und entsprechend dringlich droht dem Bräutigam die vollständige Vernichtung seiner Existenz. Parallel zur angestrebten Trauungszeremonie versucht er, gegenüber seiner ihn auf Schritt und Tritt begleitenden Hochzeitsgesellschaft und natürlich seiner Braut diesen Auftrag zu vertuschen und ihn gleichzeitig durch schnelle Erledigung loszuwerden.

Labiche ging es in erster Linie nicht um die Auflösung der vertrackten Situationen – sie geschieht mit einer finalen Geste schließlich fast von allein – sondern um die Vertuschung der Wahrheit: Menschliche Abgründe tun sich während dieser Jagd auf, treiben sich selbst bitterböse auf die Spitze und werden schleunigst zugedeckt … Viel ließ sich für uns auf der Grundlage der frei erspielten Rollen in unserer Adaption völlig neu erfinden und so entstand ein modernes Bühnenstück, in dem es in großer Leichtigkeit um ein spaßhaftes „Nichts“ geht, in dem aber alles eigentlich Tragische zur Geltung kommt.

Die Photoaufnahmen für die Pariser Kulissen entstanden auf einer meiner Kultur-Reisen in die Hauptstadt, in der auf 150 Bühnen täglich Theater gespielt wird.
Per Green-Screen-Technik transponierten wir das vollständige Ensemble dahin …

Die letzten Sekunden des Stücks …

Es spielten
Barbara Ehlers (Klotilde, 1. Schwester der Braut), Christa Walter (Blumette, 2. Schwester der Braut), Franziska Biermann (Katja, die Braut), Tanja Landschoof (Bibo, Freundin von Elvira), Bettina Stolzenburg (Elvira, die Frau mit dem Hut), Frank Tiedemann (Eric, der Bräutigam), Igor Baumgarten (Pierre, Erics Freund), Susanne Harms (Klara, Erics Schwester), Maren Schuback (Larissa, Erics 1. Cousine), Antje von Stemm (Kiki, Erics 2. Cousine), Katrin Lange (Elsa, eine Freundin der Familie), Jens Harms (Björn, Elsas neuer Freund), Andreas Leuze (Antoine, der Erbonkel), Doris Mehnert (Sirna-Giselle, Erics Ex-Umworbene), Dimitri Korowin (Alexander, ein Tourist), Karin Köninger-Werner („die Gräfin“ in einer Gastrolle)

Plakatgestaltung: Franziska Biermann

Bildkorrekturen: Antje von Stemm

Projektleitung, Textbearbeitung und Photographie: Christine Steinberg